Mittags- und Hausaufgabenbetreuung
Barbara Attenberger-Haimerl (2007)
Als ich das Projekt “Mutti lernt Deutsch” initiierte, war mir nicht bewusst, welches zusätzliche Arbeitspensum neben der Mittags- und Hausaufgabenbetreuung auf mich zukommen würde. Die Notwendigkeit dieses Projektes konnte ich aber schon bald nicht mehr leugnen und ich möchte diese Arbeit auch nicht mehr missen. Nach fast sechs Jahren Erfahrung wird mir jede Woche mehr bewusst, wie schwer manche Frauen (und Männer) ihre “alte” Heimat verlassen haben bzw. wie sehr manche Männer ihre Frauen einengen. Dass unter diesen Belastungen auch die Kinder eine problematische Ausgangssituation in Kindergarten und Schule erleben, können Außenstehende oft schwer nachvollziehen. Gerade aber diese Doppelbelastung der Familien – Sprache erlernen und sich integrieren – lässt viele resignieren. Gerne ergreifen diese meine helfende Hand, damit ich sie neben der Einladung zu den Deutschkursen bei Behördengängen, Erziehungsfragen, Formalitäten, Kindergarten, Schule … unterstütze. Für einige Frauen bzw. Familien bin ich zwischenzeitlich in die Rolle der Freundin, des “Beichtvaters” oder auch des konstruktiven Kritikers geschlüpft. Welche schrecklichen Erlebnisse einige dieser Frauen erlebt haben, veranlasste mich, in dieser Richtung auch Fachbücher zu lesen und Fortbildungen zu absolvieren. Für mich persönlich ist diese Arbeit eine große Bereicherung. Wie und wo erfährt man sonst aus erster Hand so detaillierte Informationen über die Mentalität, Religionen, Sitten und Bräuche aus so verschiedenen Nationen. Durch Berichte in der Presse ist mein Engagement in der Öffentlichkeit vielen bekannt. Deshalb gibt es manchmal auch erhebliche Anfechtungen aus der Gesellschaft, weil ich mich “so sehr um diese Ausländer kümmere “! Ich spüre die (feindlichen) Blicke, wenn ich von Migranten auf der Straße angesprochen werde und ich mich mit ihnen unterhalte. Erst recht ziehe ich die Blicke auf mich, wenn mich Kinder mit anderer Hautfarbe ansprechen oder ich diese sogar auf den Arm nehme und mit ihnen scherze. Trotz -oder besser gerade auch- wegen dieser negativen Erfahrungen, möchte ich mein Engagement für das Projekt “Mutti lernt Deutsch” in keinster Weise einschränken oder gar beenden. Viele Menschen freuen sich, dass ich mich dieser Migranten und vor allem den Kindern mit Migrationshintergrund annehme. Dies nehme ich als Ansporn und Motivation, mich weiter für die Charakterbildung unserer Gesellschaft, für das Image unserer Stadt, für die Globalisierung und vor allem für Schwache einzusetzen. Es sind Menschen wie du und ich, auch wenn sie über einen anderen Pass verfügen, einer anderen Religion angehören, eine andere Hautfarbe haben, ….